Wir sehen nur Oberflächen, das heißt, wir sehen Formen und Farben, aber wir sehen nicht Temperatur, Gewicht, Materialeigenschaften, Magnetismus, Elektrizität, Funktion, Preis usw. All dies gehört jedoch zu dem betreffenden Sujet dazu. Und dazu gehört auch eine bestimmte ästhetische und emotionale Qualität, die ich wie eine Aura empfinde. Diese kann man ebenfalls nicht sehen, aber man kann sie gefühlmäßig erleben. Sie ist es, die mich in erster Linie interessiert. Meine Motive finde ich in der belebten und in der unbelebten Natur. Sie sind nicht spektakulär. Ich beschäftige mich sozusagen mit den kleinen Wundern des Alltäglichen. Um mich vom klassischen Realismus abzugrenzen, nenne ich meinen Stil "Neuen Realismus", denn mir geht es nicht um eine möglichst detailgenaue Darstellung, sondern um die besagte ästhetische und emotionale Aura. Meine Bilder wirken auf die Entfernung sehr realistisch, aber sie sind fast impressionistisch, wenn man sie aus der Nähe betrachtet, denn ich bevorzuge einen ziemlich groben Pinselstrich und setze die Farben fleckenweise zusammen. Das Bild bekommt dadurch Leben und Spannung.
Als gegenständlicher Maler hat man natürlich das Problem, dass die besagte Aura unsichtbar ist. Man kann sie also nicht abbilden, aber man kann sie trotzdem einfangen und sogar verstärken. Dies lässt sich jedoch nicht erzwingen, sondern ergibt sich während des Malens aus vielen scheinbaren Zufällen, die in ihrem Zusammenwirken manchmal wie sinnvolle Fügungen erscheinen. Dann ist jene Aura plötzlich auf dem Bild, und man weiß hinterher gar nicht, wie man das gemacht hat. Man kann diesen Prozess auch nicht beliebig wiederholen. Ich erlebe das wie ein unerwartetes Geschenk. Andere Bilder mögen technisch noch so gut sein, trotzdem geben sie jene Aura nicht wieder und bleiben entsprechend flach. Man kann sich anstrengen, wie man will, und kann jene Aura trotzdem nicht einfangen. Wenn man sich als gegenständlicher Maler damit begnügen würde, die Elemente der Wirklichkeit einfach abzubilden, dann sollte man sich diese Mühe besser ersparen, denn das kann die Fotografie viel besser. In der guten gegenständlichen Malerei geht es also um etwas anderes: Sie sensibilisiert unsere Wahrnehmung, unser Weltbild und uns selber durch ein zartes Gefühl, einen Zauber, einen spirituellen Hauch, einen inneren Klang, einen symbolischen Gehalt oder irgendetwas anderes, das über die bloße Abbildung hinausgeht.
Als Paul Cézanne einmal gefragt wurde, warum er immer wieder dieselben kargen französischen Landschaften malt, hat er geantwortet: Ich male keine Landschaften, sondern Stimmungen. Das ist ganz in meinem Sinne, denn auch meine Bilder haben in erster Linie eine immaterielle Aussage und benötigen dafür einen materiellen Träger, nämlich das jeweils gewählte konkrete Sujet. Wenn ich also z. B. einen Käfer male, dann will ich nicht ein biologisches Lehrbuch illustrieren, sondern ich wähle dieses Motiv als Träger für eine bestimmte ästhetische und emotionale Anmutung. Der Betrachter kann dies in der Regel ganz gut nachvollziehen, weil er selber an der Entstehung des Bildes beteiligt ist. Er ist es ja, der die impressionistische Darstellung zu einem realistischen Gesamteindruck zusammenfügt und auf diese Weise das feinstoffliche Gefühl und die feste Form miteinander verbindet.
Die folgende Galerie zeigt eine Auswahl meiner Bilder. Diese sind thematisch, aber nicht chronologisch geordnet. Sie können durch Anklicken vergrößert werden. Die Maltechnik und die Formate werden nicht bei jedem Bild angegeben. Es handelt sich überwiegend um Gemälde in Öl oder Kunstharz auf Leinwand im Format 80/100 bis 100/120 cm sowie Zeichnungen (Bleistift, Tinte, Tuschfeder) und Monotypien im Format Din-A3 bis Din-A2.
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